Bereits Anfang 2020 wurde bekannt, dass das französische Atech-Urgestein Criteo damit liebäugelt, eine eigenständige Demand-Side-Plattform (DSP) auf den Markt zu bringen. Jetzt ist es so weit. Mit “Commerce Max” hat das Unternehmen ein Angebot aus der Taufe gehoben, das sich vom Managed-Service-Prinzip verabschiedet und Mediaeinkäufern frei als Buchungstool zur Verfügung gestellt wird. Sie sollen so Zielgruppen auf Händlerseiten mit Anzeigen ansprechen, vor allem aber auch darüber hinaus im Open Web erreichen können. Criteo vereint also sein Retail-Media-Business mit seiner Programmatic-Technologie und wirft seinen Datenschatz mit in die Waagschale.
Criteo gilt als Retargeting-Pionier, baut jedoch seit 2016 zusätzlich Retail Media als zweite Säule neben dem Hauptgeschäft auf und tüftelt an weiteren Lösungen, um das kriselnde Retargeting-Geschäft aufzufangen. Insbesondere CEO Megan Clarke ist hier federführend, um neue Umsatzpotenziale abseits von Third-Party-Cookies zu erschließen. Eines dieser Potenziale verkörpert Commerce Max.
DSP mit dem Fokus auf Commerce
Die neue Lösung richtet sich an “Enterprise Marketer”, also große Unternehmen mit etablierten Marken. Mithilfe des Datenbestands von Criteo und seines Netzwerks sind sie in der Lage, wertvolle Zielgruppen auf Händlerseiten zu identifizieren und sie dort mit Sponsored Ads sowie Display Ads anzusprechen. Dies nennt sich neudeutsch Retail Media. Doch Criteo findet die Zielgruppen im offenen Internet wieder, bietet demnach im Rahmen von Commerce Max auch seine Retargeting-Kapazitäten an.
Dafür sorgt ein Netzwerk aus Tausenden Publishern und Partnerschaften mit 150 Händlern. Dank der Publisher-Partnerschaften, besonders im Retail-Media-Bereich, kann Criteo auf einen Datenpool zugreifen, der zu großen Teilen aus E-Mail-Adressen besteht und somit unabhängig von Third-Party-Cookies ist. Laut eigener Aussage verzeichnete dieses Netzwerk zuletzt 725 Millionen täglich aktive Nutzer, von denen mehr als 60 Prozent für Criteo adressierbar sind. Darauf aufbauend versprechen die Franzosen lückenloses Measurement, einheitliches Reporting und die zugehörige Attribution.
Umstrukturierung scheint Früchte zu tragen
Eine Rolle bei der Entwicklung dürfte auch die Übernahme des britischen Real-Time-Advertising-Pioniers Iponweb gespielt haben. 250 Millionen US-Dollar hat sich Criteo die Akquisition kosten lassen, die im August abgeschlossen wurde. Bei der Skalierung des neuen Produkts soll sie helfen. “Wir erwarten, dass wir gemeinsam mit Iponweb über eine beträchtliche Größe und differenzierte First-Party-Datenkapazitäten verfügen werden, um die schnell wachsende Nachfrage nach Commerce- und Retail-Media-Lösungen im offenen Internet zu bedienen”, erklärte Megan Clarken, CEO von Criteo, anlässlich der letzten Quartalszahlen. Auch wenn der Umsatz insgesamt sank – um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal –, stieg der Beitrag von Retail Media um 42 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dies ist das künftige Geschäftsfeld von Criteo.
Commerce Max ist bislang nur begrenzt einsetzbar und soll im kommenden Jahr “in ausgewählten Kernmärkten” eingeführt werden. Best Buy und GroupM haben die Lösung jedoch bereits getestet und sind zufrieden. Weitere Lösungen der Commerce Media Plattform Criteos werden am Investorentag am 31. Oktober vorgestellt.
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